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Was ist ein guter Amazon ACoS? Wie kann ich meinen ACoS senken?

Auf dem Amazon Marketplace ist der ACoS (Advertising Cost of Sales) die zentrale Kennzahl zur Bewertung der Werbeeffizienz und so überrascht es kaum, dass viele Amazon Händler Fragen zum ACoS haben:

Bevor wir diese Fragen beantworten, sollten wir häufige Missverständnisse aus dem Weg räumen und die ACoS Formel besprechen.

Wofür steht die Abkürzung ACoS und wie wird der ACoS berechnet?

ACoS steht für “Advertising Cost of Sales”, was in der Deutschen Seller Central etwas unglücklich mit „Umsatzkosten des Werbetreibenden“ übersetzt wird. Berechnet wird der ACoS, indem man die Werbekosten durch den generierten PPC Umsatz teilt und so dürfte die Übersetzung „Kosten-Umsatz-Relation“ für viele intuitiver sein.

ACoS = Werbeausgaben / PPC Umsatz

Wenn Amazon Händler vom (zu hohen) ACoS sprechen, ist typischerweise der Gesamt-ACoS (Account Ebene) oder der ACoS einer Kampagne gemeint. Da Amazon aber glücklicherweise umfangreiche Reporting-Daten bereitstellt, kann der ACoS universell zur Bewertung des Werbeerfolgs herangezogen werden. Für folgenden Kampagnenelemente kann der ACoS berechnet werden:

  • Kampagnen
  • Anzeigengruppen
  • Schlüsselwörter
  • Beworbene Produkte
  • Produktausrichtungen (Product Attribute Targeting)

Schauen wir uns die zwei ACoS Bestandteile (1. Kosten & 2. Umsatz) einmal im Detail an.

1. Kosten

Die Werbeausgaben werden von Amazon üblicherweise innerhalb von 48 Stunden bereitgestellt. Amazon kann die Kosten (zum Beispiel wegen ungültiger Klicks) zwar später korrigieren, doch mit dramatischen Schwankungen ist hier üblicherweise nicht zu rechnen.

2. PPC Umsatz

Der PPC Umsatz ist etwas komplexer, weil Amazon unterschiedliche Umsatz-Daten bereitstellt. Unterschieden wird dabei zwischen:

  1. Attributionsfenster (Englisch: „Attribution Window“)
  2. Gesamt-Umsatz vs. Same-SKU-Umsatz

Zum Attributionsfenster:

Zwischen dem Klick auf eine Werbeanzeige und dem Abschluss des Bestellvorgangs vergeht immer Zeit. Bei kostengünstigen Alltagsgegenständen reden wir hier über wenige Minuten. Bei komplexeren und teureren Produkten ist aber auch ein Entscheidungszeitraum von mehreren Tagen keine Seltenheit. Im Sinne der Händler stellt Amazon auch hier wieder detaillierte Daten zu unterschiedlichen Maximal-Zeiträumen bereit:

  • 1 Tag
  • 7 Tage
  • 14 Tage
  • 30 Tage

Welchen Wert man für die eigenen Berechnungen verwenden sollte, hängt neben dem Kaufverhalten Ihrer Kunden davon ab, was genau Sie messen möchten:

  • Direkte Reaktion messen
    Möchten Sie den direkten Werbeerfolg Ihrer Anzeigen messen und wissen, wie viel Umsatz in direkter Reaktion auf den Anzeigen-Klick generiert wurde? Dann sollten Sie das 1-Tages-Fenster verwenden. Es macht im Durchschnitt etwa 75% des gesamten Umsatzes aus.
  • Wirtschaftlichen Wert messen
    Wenn Sie den gesamten ökonomischen Wert Ihrer Werbung messen möchten, sollte ein längeres Attributionsfenster gewählt werden. Im Durchschnitt macht das 7-Tage-Fenster 90% des Umsatzes aus und die restlichen 10% werden zwischen Tag 8 und 30 generiert.

Der Umsatz im Kampagnenmanager der Seller Central wird übrigends für Sponsored Products Kampagnen mit dem 7 Tage Attributionsfenster und für Sponsored Brands Kampagnen mit dem 14 Tage Attributionsfenster berechnet.

2. Gesamt-Umsatz vs. Same-SKU-Umsatz

Wann immer ein Kunde ein Produkt von Ihnen (innerhalb des Attributionsfensters) kauft, wird der Umsatz Ihrem Gesamt PPC Umsatz hinzugerechnet. Beim Same-SKU-Umsatz geht ein weiteres Kriterium ein, denn hier wird die Bestellung nur berücksichtigt, wenn das gekaufte Produkt mit dem beworbenen Produkt übereinstimmt.

Wenn Ihre Produkte viele Varianten haben, ist es wichtig zu verstehen, dass der Same-SKU-Umsatz oft nur einen geringen Bruchteil vom Gesamtumsatz ausmacht. Das ist zum Beispiel im Bekleidungsbereich sehr oft der Fall, da hier unzählige Größen, Farben und Muster von einem einzelnen Produkt angeboten werden und jede Produkt-Variante eine eigene SKU darstellt.

Mit welchem Wert Sie rechnen sollten, hängt wieder von Ihren unternehmerischen Zielen ab. Wenn Sie mit Ihren Werbekampagnen spezifische Produkt-Varianten verkaufen wollen, sollte Ihr Augenmerk auf dem Same-SKU-Umsatz liegen. Sinnvoll ist dies zum Beispiel, wenn Sie Ihren Lagerbestand gezielt steuern und Langzeitlagergebühren vermeiden wollen. Wenn hingegen das Gesamt-Betriebsergebnis im Vordergrund steht, ist der Gesamt-Umsatz die richtige Wahl.

Warum steigt mein ACoS in den letzten Tagen an?

Amazon Händler rufen uns regelmäßig besorgt an, weil Sie in den letzten Tagen einen starken ACoS Anstieg beobachten. Glücklicherweise können wir hier oft Entwarnung geben.

Wie oben beschrieben, wird der ACoS berechnet, indem man die Werbekosten durch den PPC Umsatz teilt. Während die Kosten nach 48 Stunden bekannt sind, ist der Umsatz erst final, wenn das Attributionsfenster vollständig ist.

In der Seller Central ist das nach 9-16 Tagen (7 bzw. 14 Tage Attributionsfenster je nach Kampagnen-Typ + 48 Stunden für die Bereitstellung der Daten) der Fall.

Analysiert man den ACoS von gestern, teilt man die fast vollständig bekannten Kosten durch eine unvollständige (zu niedrige) Umsatzzahl und folglich ist der berechnete ACoS Wert hoch, auch wenn die Kampagnenleistung unverändert ist.

Wie kann ich meinen ACoS senken?

Verständlicherweise wünschen sich viele Händler, dass wir auf diese Frage hin einen geheimen Growth Hack verraten, doch einen solchen Trick gibt es nicht.

Amazon PPC ist ein reines Prozessthema und die fünf zentralen Prozesse sind dabei:

  • Keyword Analyse
  • Listing Optimierung
  • Kampagnen Strukturierung / Kampagnen Setup
  • Bid Management
  • Controlling

Besonders gerne wird dabei das Thema Controlling vernachlässigt, weil die großen Datenmengen viele abschrecken. Die Mühe lohnt aber, denn nur wer seine Kampagnendaten detailliert kennt, kann seine Kampagnen strategisch optimieren und den ACoS bei Bedarf kurzfristig senken.

Macht es Sinn, den eigenen ACoS mit anderen Händlern zu vergleichen?

Die Kurzantwort: Nein, ein Vergleich mit anderen Händlern macht normalerweise keinen Sinnn.

In der Beauty-Produktkategorie „Eau de Toilette“ werden beispielsweise überwiegend Markenprodukte von Einzelhändlern vertrieben, die regelmäßig eine Gewinnmarge von weniger als 7% haben. Klickpreise müssen in diesem Marktumfeld niedriger sein und ein ACoS von 2-3% ist keine Seltenheit.

Im Gegensatz dazu wird Mode oft von Private Label Anbietern vertrieben, die deutlich höhere Gewinnmargen haben und folglich auch höhere Klickpreise bieten. Ein ACoS von 20-25% ist in diesem Umfeld deshalb relativ normal.

Weil das Marktumfeld, Ihre Gewinnmargen und Ihre Wachstumsziele sehr individuell sind, sollte Ihr ACoS auch mit einem individuellen Benchmark bewertet werden. Über die Break-Even-Bedingung kann dieser leicht berechnet werden.

Wie legt man den maximalen ACoS fest? Wie berechnet man den Break-Even ACoS?

Der Maximal ACoS kann über die Break-Even Bedingung bestimmt werden.

Diese ist erfüllt, wenn die Kosten pro Bestellung (Cost per Order) dem Gewinn pro Bestellung (Net Profit Margin) entsprechen.

Kosten pro Bestellung = Gewinn pro Bestellung

Die Netto-Marge entspricht dem Produktpreis abzüglich aller Kosten, die keine Marketing-Kosten sind:

Netto-Marge = Bruttopreis – Umsatzsteuer – Einkaufspreis- Verpackungskosten – Transportkosten – Transaktionsgebühren

Bitte prüfen Sie gründlich, ob Ihre individuelle Kostenstruktur weitere Kosten-Punkte enhält.

Zur Erklärung:

  • Der Bruttopreis ist der volle Preis, den Ihr Kunde für Ihr Produkt bezahlt, inklusive Mehrwertsteuer und Versandkosten.
  • Die Umsatzsteuer ist die Steuer, die auf den Netto-Preis aufgeschlagen wird.
  • Der Einkaufspreis ist der Nettopreis, für den Sie das Produkt gekauft haben. Für Hersteller sind die Produktionskosten das Äquivalent.
  • Verpackungskosten sind die Kosten, die für alle Arten von Verpackung für das Produkt anfallen.
  • Versandkosten sind die Kosten, die durch den Transport des Produkts vom Lager bis zum Endkunden anfallen.
  • Transaktionsgebühren sind in diesem Fall die Amazon Marktplatz-Gebühren.

Wir können nun die Break-Even Bedingungen verändern, um den maximalen Ziel-ACoS zu errechnen:

Kosten pro Bestellung = Gewinn pro Bestellung

CPO (Cost per Order) = Bruttopreis – Umsatzsteuer – Einkaufspreis – Verpackungskosten – Versandkosten – Transaktionsgebühren

Das multiplizieren wir nun mit (1/Average-Basket). Der „average basket“ ist der durchschnittliche Bestellwert. Dieser lässt sich leicht bestimmen, indem man den generierten Umsatz durch die Orderanzahl teilt.

CPO (Cost per Order) * (1/Average-Basket) = (Bruttopreis – Umsatzsteuer – Einkaufspreis – Verpackungskosten – Versandkosten – Transaktionsgebühren) /Average-Basket

Der Teil (Kosten / (Bestellungen*Average-Basket)) entspricht (Kosten / Umsatz), was unsere ACoS Formel ist.

ACoS = (Bruttopreis – Umsatzsteuer – Einkaufspreis – Verpackungskosten – Versandkosten – Transaktionsgebühren) /Average-Basket

Der durchschnittliche Warenkorb unterscheidet sich immer dann deutlich vom Bruttopreis, wenn Kunden mehr als ein Produkt von Ihnen gleichzeitig bestellen. Solange das bei Ihnen nicht zutrifft, können Sie die Formel vereinfachen:

ACoS = (Bruttopreis – Umsatzsteuer – Einkaufspreis – Verpackungskosten – Versandkosten – Transaktionsgebühren) / Bruttopreis

Da der Average-Basket per Definition immer größer oder gleich dem Bruttopreis ist, handelt es sich bei dieser Berechnung um einen konservativen maximalen ACoS, mit ein wenig Gewinnspielraum.

Wenn der ACoS Ihrer Amazon PPC Kampagnen diesem Break-Even ACoS entspricht, generiert Ihre Werbung weder Gewinn noch Verlust. Wenn Ihre Werbekampagnen Gewinn generieren sollen, muss der Maximal ACoS mit einem Wert kleiner eins multipliziert werden.

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